Kunst ist für mich mehr als Ausdruck – sie ist Haltung. Und sie stellt Fragen. Eine dieser Fragen beschäftigt mich seit Jahren immer dringlicher: Wie wollen wir leben?
Diese Frage ist kein Lifestyle-Statement. Sie ist existenziell – politisch, ökologisch, sozial. Denn wir stehen vor Herausforderungen, die kein «weiter so» mehr zulassen. Der Klimawandel ist nicht abstrakt. Er ist konkret. Er bedroht unsere Lebensgrundlagen – die unserer Kinder, unserer Städte, der Tiere, der Pflanzen. Die Welt, wie wir sie kennen, steht an einem Kipppunkt.
Aber: Es gibt Alternativen. Wir können anders leben. Städte wie Barcelona und Paris machen es vor.
In Barcelona wurden in den letzten Jahren sogenannte Superblocks (Superilles) eingerichtet – verkehrsberuhigte Zonen, in denen Autos außen vor bleiben. Was entsteht, wenn der Autoverkehr zurückgedrängt wird? Freiräume. Platz für Bäume, Spielplätze, Cafés. Platz für Begegnung, für Kunst, für Leben. Inzwischen wird das Superblock-Modell stadtweit ausgebaut – als Antwort auf Luftverschmutzung, Lärm und soziale Isolation.
Paris verfolgt unter Bürgermeisterin Anne Hidalgo das Konzept der «15-Minuten-Stadt»: Alles, was man zum Leben braucht – Arbeit, Bildung, Einkaufen, Kultur, Erholung – soll in maximal 15 Minuten erreichbar sein, zu Fuß oder mit dem Rad. Der motorisierte Verkehr wird radikal reduziert, Straßen werden zu Parks, Asphalt zu Erde, Parkplätze zu Gärten. Paris verwandelt sich – in eine Stadt für Menschen, nicht für Autos.
Und Deutschland?
Hier werden immer noch Debatten geführt, ob man einem SUV wirklich zumuten kann, 30 zu fahren. Hier wird zentimeterweise über Fahrradwege gestritten. Hier sind Innenstädte oft noch Abgasautobahnen mit Schaufenstern. Die Klimaziele verfehlen wir krachend, die Lebensqualität in vielen urbanen Räumen ist weit von dem entfernt, was möglich wäre.
Was fehlt, ist der Mut zur Vision. Der Mut, Städte als Räume des guten Lebens zu denken – nicht als ökonomische Verwertungszonen. Was fehlt, ist eine Politik, die nicht nur auf Umfragen schielt, sondern Verantwortung übernimmt. Was fehlt, ist das Eingeständnis, dass das «Weiter so» nicht nur kurzsichtig, sondern destruktiv ist.
Ich glaube: Kultur kann hier ein Motor sein. Kunst kann Impulse geben, Utopien entwerfen, Räume schaffen für neue Perspektiven. Doch dafür muss auch die Gesellschaft selbst bereit sein, sich zu verändern. Nicht irgendwann. Jetzt.
Denn die Antwort auf die Frage «Wie wollen wir leben?» darf nicht lauten: Mit dem Wissen, dass wir anders hätten leben können.
Konkret vor Ort:
Am 25. Mai 2025 stelle ich gemeinsam mit Frank Weylo und der Klimagruppe Hitzacker im Rahmen der Veranstaltung «Städtebauliche Sanierungsmaßnahme Südliche Altstadt und Drawehnertorstraße in Hitzacker (Elbe)» unsere Visionen für ein zukunftsfähiges Hitzacker vor – in Form von fünf konkreten Visualisierungen. Wir zeigen, wie aus Ideen Realität werden kann – wenn man nur den Mut aufbringt, neu zu denken.