Die Zusammenarbeit mit der Lyrikerin Ulrike Draesner gehört zu den intensivsten und inspirierendsten Erfahrungen meines kompositorischen Schaffens. Im Zentrum steht ihr Langgedicht DOGGERLAND, ein vielstimmiger Text über das Verschwinden, über geologische und persönliche Umbrüche, über Klimaveränderungen und kulturelles Erinnern. DOGGERLAND war einst eine bewohnte Landmasse im heutigen Gebiet der Nordsee – heute ist es Metapher und Mahnung zugleich.

Mich hat dieser Text sofort berührt: seine rhythmische Kraft, seine Sprachbilder, sein Ringen um Sinn und Stimme. Aus dieser Faszination heraus entstand ein kontinuierlicher künstlerischer Dialog mit Ulrike Draesner, der sich nicht nur in einzelnen Werken, sondern in einem wachsenden Zyklus manifestiert. In enger Abstimmung mit ihr entwickle ich musikalische und szenische Formen, die das Gedicht hörbar, sichtbar und erfahrbar machen – ohne den Text zu illustrieren, sondern im Spannungsfeld von Musik, Sprache und Körper.

Bereits uraufgeführt wurden mehrere Stücke aus dem DOGGERLAND-Zyklus: «wojjgifu», «let’s fettz 3», «sink (think)» und «fur». Jedes dieser Werke steht für eine eigene, konzentrierte Auseinandersetzung mit Motiven aus Draesners Text und überträgt sie in ein musikalisches Spannungsfeld aus Elektronik, Stimme, Instrument und Bewegung. Die Aufführungen sind oft multimedial, experimentell und performativ angelegt – als künstlerische Suchbewegung durch ein Terrain, das einst existierte und in unserem Bewusstsein wieder aufscheint.

DOGGERLAND ist kein abgeschlossenes Projekt. Es ist ein Prozess, ein Work in Progress, das mit jeder neuen Komposition, jeder Performance, jeder Begegnung weiterwächst. Es geht um Erinnerung, Sprache, um den Klimawandel – und um die Frage, wie wir künstlerisch auf eine Welt antworten können, die aus dem Gleichgewicht geraten ist.

Die Zusammenarbeit mit Ulrike Draesner ist geprägt von Vertrauen, Neugier und einer gemeinsamen Suche nach Formen, die beides verbinden: poetische Tiefe und musikalische Präsenz.