Manchmal hat man das Gefühl, wir leben rückwärts. Kaum haben wir mühsam ein bisschen Diversität, Sichtbarkeit und Selbstbestimmung in die Welt gekämpft, kommen sie wieder aus ihren Löchern gekrochen: die Trumpeltiere. Schwer, stumpf, laut. Sie trompeten ihre kulturlosen Parolen über die Felder des Fortschritts, trampeln auf allem herum, was nicht ihrer Norm entspricht – also allem, was das Leben lebenswert macht.
Ein globaler Feldzug gegen Vielfalt – gegen das Grundprinzip des Lebens. Ja, das ist ein starkes Stück.
Aber was steckt eigentlich hinter dieser irrwitzigen Angst? Ist es ein Gendefekt? Ein religiöser Kurzschluss? Die toxische Kombination aus Männlichkeitswahn und Allmachtsfantasie? Oder hat das viele Geld in den Chefetagen der Welt endgültig den letzten Rest Synapsen frittiert?
Fragen über Fragen.
Fakt ist: Die Angst dieser Leute ist so irrational wie ihre Ideologie. Sie fürchten sich vor allem, was nicht weiß, männlich, hetero, gläubig und militärisch korrekt ist. Aber die Welt – Überraschung! – war noch nie so. Die Welt ist wild, queer, laut, leise, weich, widersprüchlich, fragend. Genau wie die Kunst.
Und genau wie die Musik.
Ich habe für mich entschieden: Schluss mit der Schublade. Ich habe das Gleichstellungsgesetz genutzt – der Bürokratie und der Ampel sei Dank – und mich offiziell aus dem System der Geschlechtszuschreibung verabschiedet. Als Zeichen der Solidarität mit Transmenschen und allen, die nicht in dieses verklemmte Raster passen wollen. Es war erstaunlich einfach. Man muss es nur tun.
Denn das ist der Punkt: Wir brauchen keine neuen Schranken, sondern neue Räume. Räume zum Atmen. Räume für andere Lebensentwürfe. Räume, in denen wir ausprobieren, scheitern, feiern, fühlen. Räume, in denen ein Chor aus Transpersonen, Aliens, Spinnern, Poeten, Hackerinnen und Künstlern gemeinsam singt: Wir sind viele. Und wir bleiben.
Und jetzt mal ehrlich: Warum so viel Angst vor der Farbe? Ist das Leben in Beige wirklich so erstrebenswert?
Also: Lasst uns noch bunter werden. Lauter. Zärtlicher. Verrückter. Lasst uns neue Töne erfinden. Und neue Harmonien. Musik war immer schon queer. Und das Leben sowieso.