Der «Viersener Klaviersommer» findet in diesem Jahr einen ungewöhnlichen Abschluss. Der in Viersen geborene und aufgewachsene Michael Maria Ziffels gibt mit seinem «nachHall Ensemble Berlin» am heutigen Freitag um 20 Uhr ein Konzert, das er «auditive diagnose» nennt.
Live-Elektronik
Hier sind mittels Live-Elektronik, Live-Video, Tonbändern, Klavier und einer «Stromflöte», einem elektronischen Blasinstrument mit sieben Oktaven Tonumfang, Klangschöpfungen des an der Folkwang-Hochschule Essen Ausgebildeten zu erleben. Mit «allem, was uns umgibt» will der seit 15 Jahren in Berlin Lebende, der Komposition, Musiktheorie und Computertechnik studierte, die Hör- und Sehgewohnheiten seines Publikums erweitern.
Dabei wird er unterstützt von David Althammer, der für die begleitenden, kommentierenden oder sich aus der jeweiligen Konzertsituation ergebenden Videos zuständig ist. Dritter im Bunde ist Werner Pohlenz, der Technik-Versierte, der auch als Sprecher fungiert (Texte von Götz Müller-Zimmermann).
Ziffels musikalische Entwicklung begann durchaus konventionell. Beim Viersener Kantor Gerhard Löffler nahm er Klavierunterricht und sang in dessen Kantorei Viersen-Grefrath. «Ohne Herrn Löffler wäre ich nicht zur Musik gekommen.» Im Radio hörte er Werke von Alfred Schnittke und John Cage, sie waren auch der Auslöser für seinen Wunsch, Komponist zu werden. Fasziniert von den Klangexperimenten Karlheinz Stockhausens, bastelte er seinen ersten Computer selbst zusammen, und die Elektronik wurde für ihn «ein Instrument, mit dem sich die Tiefe der Musik ausloten lässt.»
Vorbildung nicht nötig
Der überaus kommunikativ wirkende 36-Jährige, der auch auf Überkommenes, beispielsweise ein Fugenschema, zurückgreift und «gerne in die Oper geht», hofft, zusammen mit seinen Kollegen über die Emotionalität auch in Viersen einem jungen und jung bebliebenen Publikum seine Kunst nahe bringen zu können. «Eine Vorbildung ist nicht nötig,» betont er mit Nachdruck. «Man muss nur offen sein sich ohne Vorurteile auf die Klänge einlassen.»