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Auch in Hitzacker gibt es zukünftig eine Konzertreihe für Neue Musik – Erstes Konzert am 18. März mit Snežana Nešić

EJZ

Foto: Wischnewski / M. Hanf

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Klang, so zitiert der Cellist Julius Berger in seinem Buch „Tautropfen“ die russische Komponistin Sofia Gubaidulina, Klang sei für sie zu etwas Sakralem geworden, ein,„Verweilender Seele im Geistigen“. Dass solche Spiritualität in der Musik einer säkularen Gegenwart nichts Selbstverständliches ist, macht eine Bemerkung von Olivier Messiaen deutlich: Es sei ein Teil seiner Tragik, hat der einmal gesagt, dass er als gläubiger Katholik in seiner Musik über den Glauben zu Atheisten spreche. Dass es weitere Vorstellungen von Spiritualität gibt, wird an einer Äußerung des finnischen Komponisten Jukku Tiensuu deutlich, der Musik als Klang beschreibt, der eine übergeordnete Realität erfahrbar mache.

Über Geheimnisvolles

Unter anderem Musik dieser drei Komponisten steht auf dem Programm, wenn am Sonnabend, dem 18. März, mit einem Konzert zum Thema «Spiritualität» in der St.-Johannis-Kirche in Hitzacker eine neue Konzertreihe zeitgenössischer Musik startet. Zu hören ist nach einer um l6.30 Uhr beginnenden Einführung in das Programm ab 18 Uhr die Komponistin und Akkordeonistin Snežana Nešić. Ihr ,Equilibrion bezieht sich auf zwei mystische Gedichte von Giuseppe Ungaretti, der auf „surrealistische, poetische, allegorische Weise“ Licht und Dunkelheit zum Thema mache, und eine Inschrift aus dem Kloster San Benedetto in Subiaco, in dem der heilige Benedikt gelebt hat.„Eine Art Meditation nennt die Komponistin das Werk. Poetik sei eine Art, über das Enigmatische, das Geheimnisvolle zu sprechen, die sie in dem Stück aufgreife.

Für sie gehe es bei der Frage um die Rolle von Spiritualität in der Musik der Gegenwart um die „Relevanz der Musik heute, die innere Werte des Menschen in einer Zeit der Oberflächlichkeit, vielleicht eher berührt, tiefergehend als andere Kunst, wie die Schreyahn-Stipendiatin von 2016 im Zoom-interview aus Montreal formuliert, wo das Programm ihres Konzerts in Hitzacker kürzlich Premiere hatte. Das Thema des Programms sei heutigen Menschen etwas fremd, aber vielleicht helfe Musik, «tiefere Bezüge» zu sehen – sie sei „nichts Dekoratives, sondern etwas Existenzielles. Um Beziehungen geht es auch im fünften Werk des Programms. Es ist das erstmals in Deutschland zu hörende,«Mascarade» des Kanadiers Jean Lesage. Ihm geht es darum, einen in Musik fruchtbaren Austausch zwischen Gegenwätigkeit und der Ferne vergangener Kunst zu schaffen. Auch die Maskerade, „sich als andere Person zu sehen, sagt Snežana Nešić zu dem Titel, hätte etwas Sakrales an sich.

Mehr als Religion

«Spiritualität sei mehr als Religion», sagt der Organisator der Reihe Achtelton, der seit rund zwei Jahren in Harlingen lebende Komponist Michael Maria Ziffels. Bei diesem Thema gehe es zum Beispiel auch um die Entfremdung von der Natur, die Sehnsucht nach etwas anderem, um die Aggression, die daher «rühre, dass die Dinge aus dem Ruder laufen».

Ein zweiter Schwerpunkt des Programms des ersten Achtelton-Konzerts ist das Akkordeon. Es sei komplex und erfinderisch, hatte die Musikerin 2016 im Gespräch mit der EJZ gesagt,,ein neuer Klang. Man kann damit fast ein ganzes Orchester ersetzen, fuhr sie damals fort. Mit seinem orchestralen Klang, der Vielzahl von Registern und deren Klangfarben, seiner dynamischen Ausdruckskraft sei das Instrument eine Art zeitgenössische Entsprechung zur Orgel, sagt Snežana Nešić, und eines der wenigen neu entwickelten Instrumente der Epoche, das auch ,«Komponisten mitkonstruiert haben».

Brücken bauen

Die für dieses Jahr geplanten vier Achtelton-Konzerte (siehe Kasten) nehmen jeweils eine Befindlichkeit menschlicher Existenz in den musikalischen Blick, sagt Ziffels. «Die Frage, wie wir leben, wie wir miteinander, wie wir auch gegeneinander leben, das möchte ich alles nicht ausschließen.» Generell werde zeitgenössische Musik viel zu selten aufgeführt, dabei könne sie zu hören ein Gegengewicht sein «zur Dudelmusik des Alltags, die ist kaum zu ertragen». So solle die Konzertreihe Achtelton auch ein Beitrag dazu sein, «Ressentiments ab- und Brücken aufzubauen» – wobei das Interesse an zeitgenössischer Musik in Lüchow-Dannenberg allerdings überdurchschnittlich sei.

Thomas Janssen
Michael Maria Ziffels
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