So viele biographische Daten, wie sie der 22jährige Viersener Michael Maria Ziffels aufführen kann, sind selten in dieser Altersgruppe. Bereits 1981, mit 14 begann er mit Klavier- und Kompositionsstudien. Zwei Jahre später komponierte er für die «Junge Bühne Viersen». 1984 begann er das Musikstudium an der Essener Folkwang-Hochschule. In Amsterdam nahm Ziffels an einer Internationalen Musikwoche teil. Gemeinsam mit einem Künstler gründete er 1988 die Gruppe »WAKI«. Seiher arbeitet Ziffels auch als Interpret und lebt jetzt in Berlin.
Sein Werkverzeichnis hat schon beachtlichen Umfang: Kammermusik, Musiktheater und Oper, Stücke für Soloinstrumente, für Synthesizer, Elektronisches, Multimediales und Raumplastiken. Jetzt war der vielseitige junge Mann vom Kulturamt in die Festhalle eingeladen. Vor geschlossenem Vorhang auf der Bühne, wo auch die Zuhörer saßen, stellte er sich in einem «Portraitkonzert» vor.
Lügen und Lücken
Schon beim Hereinkommen hörten die Besucher aus den Lautsprecher einzelne Töne, die sich zu Klängen formten. Einstimmung, zugleich aber auch die erste Komposition: «Der süßliche Duft der Sirene» (für beliebige Instrumente). Als Text dazu hat Ziffels ins Programm geschrieben: «Die Lügen der Sinne werden durch die Lücken des Lokus gespült und in den Raum der Geschichte geschlämmt». Beeindruckender Ziffels «Klavierstück Nr. 1», eine Auftragsarbeit und — so der Komponist — sein erstes Stück, in dem improvisatorische Elemente vorherrschen. Seine Idee, eine ruhige Struktur nach und nach durch eine chaotische zu ersetzen und einen Ton, das eingestrichene D, dazwischen vermitteln zu lassen, war in diesem Opus 1 hervorragend herausgearbeitet.
Wie brillant Ziffels es versteht, Musikalität mit moderner Technik zu verbinden, zeigte sich im weiteren Programmverlauf. Bei «Selbstportrait mit Brille» (für vier Schallwandler, Projektion und Objekt), das ausschließlich aus Geräuschen besteht, gab es einen besonderen Gag. Auf dem Schoß einer Zuhörerin saß ein Baby. Ihm gefiel diese Komposition so gut, das es fröhlich mit »Brrr« und »Baba« einfiel.
Dröhnen in den Ohren
Auch «HubaA!» für Synthesizer und einem sogenannten Breath-Controller bestand aus an- und abschwellenden Tongeräuschen. Manchmal dröhnte es stark in den Ohren, wurde aber gekonnt kurz vor der Schmerzgrenze abgefangen. Ebenso war «faint confused cries in my head» eine Folge von synthetischen, repetierten Tönen. Sie klangen nach Streich-Instrumenten. Hier wie auch bei den anderen Kompositionen des Abends fiel Ziffels ausgeprägter Sinn für rhythmische Strukturen auf.
Es gab viel Beifall für den begabten jungen Mann, von dem man sicherlich noch Interessantes hören wird.