Echo · Ballhaus Naunynstraße 2000
Wie der Name des Festivals besagt, ist das Konzept die Auseinandersetzung mit der Idee des Halls, des Echos, der auditiven wie der visuellen Reverberation im Raum und in der Zeit. Uns geht es in diesem Festival um eine Erweiterung der Seh,- und Hörgewohnheiten, um eine Aufbrechung traditioneller Konzertstrukturen, um eine den Zuschauer zum Vergleichen animierende Folge von Darstellungen und Interpretationen, letztendlich also um die Schaffung eines Simultan-Konzertes ganz im Sinne des amerikanischen Künstlers John Cage. Dieses Jahr thematisieren wir eine Stelle aus den Metamorphosen von Ovid. Es handelt sich um die sinnbildliche Entstehung eines akustischen Phänomens, des Echos. Die Geschichte der schwatzhaften, täuschenden Nymphe Echo und ihres tragischen Loses scheint uns ein angemessener Anfang zu sein, uns diesem Phänomen von der erzählerischen, mythologisierenden Seite herzu nähern. Physikalische Eigentümlichkeiten, denen der Mensch anfangs fassungslos gegenüber stand und die ihn noch immer beeindrucken (wem hat, beispielsweise, ein schönes Echo noch nicht sowohl Spaß bereitet als auch einen Moment der Verwirrung gegeben? Durch die Geschichte der Nymphe Echo gewinnt dieses Momentum an Tiefsinnigem, verzauberndem), sie werden auch in den nächsten Festivals dem Publikum eine neue Art und Weise des Sehens und des Hörens nahebringen. Der Aufbau und die Abfolge dieser verschiedenen Vorstellungen ist geplant als eine gegenseitige Bereicherung, Befruchtung der teilnehmenden Künstler*innen. Das bedeutet, dass es ohne weiteres möglich ist, Werke zu verändern, Teile hinzuzufügen, Stücke wegzulassen. Das auf drei Tage angelegte Festival sieht sich also als »work in progress« im wahrsten Sinne des Wortes. Das jeweilige Thema wird von allen Teilnehmern verfolgt, die durch diese Stringenz provozierte Konzentration verleiht der Veranstaltung ihre Energie. Wir haben ein Ensemble von Künstlern versammelt, das dieses Thema auf Medien-übergreifende Art und Weise behandelt. Sie alle sind sich bewusst, dass »nachHALL« sowohl Möglichkeit ihrer individuellen Ausdrucksweise als auch Workshop ist. Unser Ansinnen ist es, eine lebendige, spannende und für alle Beteiligten außerordentlich inspirierende Veranstaltung zu kreieren.
Götz Müller-Zimmermann
nachHALL Festival:
Ballhaus Naunynstraße, Berlin-Kreuzberg
gefördert durch das Kulturamt Kreuzberg
Idee, Konzept und künstlerische Leitung:
Udo Agnesens & Michael Maria Ziffels