Wie die Schatten auf der Wand in Platons Höhlengleichnis sind die Aufführungen des zweiten @synchron — nachHALL 2001 Musikfestivals in Berlin Echo einer Welt, die scheinbar immer weiter auseinander driftet und in der trotzdem alle Strömungen zunehmend einander immer beeinflussen. Musiker und Performer aus Deutschland, USA und Australien werden im ballHAUS Naunystraße vom 30. August bis zum 2. September Arbeiten präsentieren, die ein Widerhall einer Zeit sind, in der alle Maßstäbe und Klassifizierungen am Verschwinden sind und die Dinge im Moment, wie ein Mystiker des Mittelalters es ersehnt hatte, noch »nackt« sind. Was denn wahrhaft innovative Musik sei, dieses Postulat vergangener Jahrzehnte kann man kaum im Munde führen, Ethno, Popmusik in größter Vielfalt, Techno, Trance, Hip-Hop, Rap, Schlager, Country, Rock&Roll, Musical, alte Musik, Klassik, und regionale Überlieferungen stehen nebeneinander und erscheinen als Sample immer wieder in neuen Variationen. Gleichzeitig werden die künstlerischen Produktionsprozesse immer stärker von digitalen Verarbeitungswegen geprägt, die das umsetzen, was Avantgarde Jahrzehnte zuvor realisiert hatte: interactive music, multimedia, Video, live electronic u.a. Wie Komponisten aus so unterschiedlichen Kulturkreisen wie Deutschland, USA und Australien auf gesellschaftliche Situationen und Wandel reagieren und ihre Sprache stilistisch ausformen ist die künstlerische Fragestellung des @synchron — nachHALL 2001 Musikfestivals in Berlin.
Götz Müller-Zimmermann
nachHALL Festival:
Ballhaus Naunynstraße, Berlin-Kreuzberg
gefördert durch das Kulturamt Kreuzberg
Idee, Konzept und künstlerische Leitung:
Udo Agnesens & Michael Maria Ziffels